Christoph Huber

Das Spiel "Die Hochzeit"

Die steirische Liebesromanze
von Prinz Johann und Anna Plochl in Öblarn

Wenn um 18 Uhr der Biddelmann (Hochzeitslader) auf dem Kirchplatz erscheint, lädt er Publikum und Spieler ein, ins Jahr 1821 zu reisen. Der besondere Reiz - die Öblarner spielen zum Teil auch ihre eigenen Vorfahren.

Der Marktplatz als Naturkulisse füllt sich mit Schulkindern und einem Lehrmeister, der fleißig mit den Kindern für den Empfang des steirischen Prinzen probt. Dorfleute, Chormädchen und noble Gäste aus der Umgebung mischen sich ins Gespräch, unterhalten sich über das Wirken des steirischen Prinzen und seine heimliche Geliebte, Bürgerstocher aus Aussee, Anna Plochl. Als der Hochzeitszug mit Erzherzog Johann erscheint, geht so Einiges schief, doch dieser hat lächelnd Einsehen für das Missgeschick.

Als der Hochzeitszug in die Kirche marschiert, versuchen zwei Zuckerbäcker ihr Geschäft, darunter ein eingewanderter Franzose. Diese werden auch immer wieder von Kindern um die ein oder andere Mehlspeise beraubt. Allgemeiner Dorftratsch vermittelt viel Humor und zeigt charmant das Wesen des damaligen Ortsgeschehens. Die Holzknechte richten schon das Seil für die Hochzeitsmaut, als plötzlich eine Gauklertruppe auf dem Dorfplatz einzieht. Sie singen eine rührselige Geschichte von unglücklicher Liebe zwischen arm und reich.

Auch das politische Geschehen, historische Begebenheiten und die Bemühungen Johanns werden von den Dorfbürgern diskutiert. Im Rückweg des Hochzeitszuges wird nach alter Manier abgesperrt, bevor die Herrschaften nach Schloss Gstatt zur Tafel fahren.

Nach einigen Begegnungen zwischen den Dorfleuten, Zigeunern und alt Bekannten mit Erzherzog Johann trifft der steirische Prinz schlussendlich auf seine Anna, die bemerkt, dass sich der Platz respektvoll leert. Die zwei gehen ihre gemeinsamen Begegnungen durch. Anna kann trotz aller Angst ihre Zuneigung nicht verbergen, sodass der Erzherzog, hingerissen von seinen Plänen, mit dem Mädchen einen sehr entscheidenden Entschluss fasst, wie er auch in seiner Biografie schreibt.

Die Kranzljungfern holen Johann auf ein Podium, damit er einen Fackelzug, die Huldigung des Dorfes entgegennehmen kann. Drei sehr rührende Reden führen zum Höhepunkt des Spieles: Der Amtmann begrüßt den hohen Gast in seiner bäuerlichen, erdverbundenen Art, der aufgeklärte Bader steigert sich in eine Rede für eine bahnbrechende Zukunft hinein. Johann vereint die Gegensätze durch seine Herzensgüte.

Nach der Volkshymne von damals marschieren alle Mitspieler über die Bühne und der singende Nachtwächter holt die Vorfahren zurück in die Ewigkeit.

Die Autorin

Prof. Paula Grogger

Das Öblarner Festspiel im letzten Jahrhundert

Mit dem Roman „Das Grimmingtor" wurde die Dichterin Paula Grogger in der Weltliteratur anerkannt und weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt.
Das zweite bedeutende Werk von Paula Grogger war das Spiel um Erzherzog Johann, „Die Hochzeit", die erstmals im Jahre 1936 in Öblarn aufgeführt wurde.

Paul Grogger Museum

Die Regie

Bernhard Wohlfahrter

Bernhard Wohlfahrter ist ein Drehbuchautor
und Filmemacher aus Haus im Ennstal.

Foto: v.l.n.r.:
Antonia Gassner (Regieassistenz),
Bernhard Wohlfahrter (Regie),
Kerstin de Martini (Regieassistenz)